Freitag, 12. September 2025

Shrnutí

Erinnert Ihr Euch noch an das Vorwort zu diesem Blog?
Ziemlich am Ende stand:
"Am 1. September reise ich nach Prag (... ) weiss ich auch noch nicht genau - warum.
Wir werden sehen.
"

Meine Vorfahren kamen alle von "Ander
swo". 
Ausser aus Russland, Holland und der Tschechei gabs da noch Norditalien und Deutschland.

Die Alten sind alle tot und meine Generation ist die nächste, die gehen wird. 
Kaum eine:r von ihnen ist dort begraben, wo sie/er geboren wurde. 
Alle sind gereist, für die Arbeit, die Liebe oder auf der Flucht vor dem Krieg. Hinterlassen haben sie Häuser und Gräber und Kinder, Enkel, Urenkel und die jüngste Generation, die vor wenigen Monaten in Australien geboren wurde: Willkommen Macie Jane. 
Niemand von uns ist je ein Alteingesessener gewesen, alle waren immer Zuwanderer, niemand von ihnen wurde berühmt oder steinreich.

Alle habe geschuftet ihr Leben lang, es gab Christen, Atheisten und Kommunisten unter ihnen. Was es aber nie gab war ein Bonze oder ein unlauterer Geschäftemacher, der anderen das Blut aussaugte. Soweit ich das weiss waren die meisten von ihnen hilfsbereit und gastfreundlich und, soweit möglich, ehrlich.

Was sie aber auch alle waren: sie waren eine besondere Art Nomaden, wie es sie seit Beginn der Industrialisierung wieder gab. Irgendwann gaben sie die Höfe und Stallungen auf - aus welchen Gründen auch immer - und zogen los um ihr Glück zu machen.

Dieses Jahr habe ich zwei Herkunftsorte abgeklappert: 
meinen eigenen im Mai und den meines Grossvaters mütterlicherseits in den vergangen 10 Tagen.

So bin ich in meinen Knochen und von meiner Sozialisation her einfach ein Europäer. 
Das habe ich nie so sehr gespürt, wie in den USA, in Japan und hier und heute in Prag, das einmal eines der Zentren des alten Europas war. 
Es gibt absolut keinen Grund stolz darauf zu sein und von Ehre oder Blut zu labern und schon grad überhaupt keinem für irgendeinen Nationalismus, aber es gibt auch keinen Grund dem Kopf in den Sand zu stecken, angesichts der derzeitigen Weltlage.

Was uns Europäer:innen gut tut, ist die eigenen Interessen zu verfolgen und die eigene Identität zu finden, genau wie Prag und ganz Tschechien. Gemeinsam treiben wir im Strom der  Globalisierung und versuchen den Kopf über Wasser zu halten, während der Plastikmüll von TEMU um uns herum schwimmt und die Abgase von, inzwischen weit über 1 Milliarde, Autos, uns die Luft zum Atmen nimmt.

So schliesst sich nach 11 Tagen der Kreis.
Ich denke an ein Zitat, das wohl nur noch in meiner Erinnerung existiert, es geht etwa so:
"Erst am Ende offenbart sich dem Reisende der Sinn seiner Reise"

So also "Butter bei die Fische" * ... was war der Sinn meiner Reise nach Prag?

Es tut einfach gut die Perspektive zu wechseln.
Das, was aus dem immer gleichen Blickwinkel ausschaut wie eine dicke kurze Line mit Schriftzeichen, entpuppt sich vielleicht als Buch, wenn man den eigenen Körper nur ein paar Zentimeter seitlich bewegt.
Ein Buch, in dem möglicherweise eine ganz neue Welt beschrieben ist.

Was ich gelernt habe ist ... mal wieder:
... dass ich den Bildern in meinem Kopf keine Macht geben darf. 
... dass es überall liebenswerte, freundliche und vor allem lustige Menschen gibt.
... dass die meisten Menschen einfach versuchen ihr Leben auf die Reihe zu bringen.
... dass ich nichts über den Einzelnen und seine Beweggründe weiss.
... dass man Arschlöcher an ihren Handlungen erkennen kann.

Das Barmädel im Café Damu und ich können uns kaum verständigen. Die gesamte Kommunikation läuft nur über Mimik, Gestik und ein paar Brocken Englisch. 
Doch wenn wir uns sehen, dann lächeln wir beide und ein Mal bekamen wir gleichzeitig einen Lachanfall.
Uns verbindet fast gar nichts ... sie ist jung, ich bin alt ... sie arbeitet, während ich meine Zeit totschlage ... sie ist eine attraktive Frau und ich ein alter Sack.
Was es aber so lustig macht ist, dass wir beide einfach Menschen sind, die sich vertrauen, nicht mehr und nicht weniger.

Bregman hat recht:
Es wird Zeit für ein neues Menschenbild.

Die Inuit machen Folgendes, wenn jemand einen guten Jagderfolg hatte:
Sie sagen, das Fleisch sei nicht besonders und es sei keine besondere Leistung gewesen
und wenn jemand gar prahlt mit seinem Erfolg, lachen sie ihn aus.
Das hat die Anzahl der Flachwixer unter den Inuit vermutlich auf einem Niveau unter der Nachweisgrenze gehalten.

Ich freue mich auf mein Sofa in Luzern und habe ein wenig Abschiedswehmut wegen Prag.

ENDE



* norddeutsche Aufforderung auf den Punkt zu kommen










Donnerstag, 11. September 2025

mlhavý

 Es ist Zeit für ein Resümee.

Morgen ist der letzte Tag in Prag. Ich werde ihn fast komplett im Café verbringen, da ich um 10h aus dem Hotelzimmer raus muss und der Flieger erst kurz vor halb acht geht.

Über den Massentourismus und Cafés hab ich wohl genug getextet. So also ... was bleibt?

Es bleibt einen Stadt mit Osten. Es bleibt das Gefühl, dass sich hier etwas entpuppen möchte, etwas eine Zukunft sucht und neben dem ursprünglich tschechischen auch eine europäische Identität.

Seit 3 Tagen bin ich erkältet, mit vermutlich ziemlich Fieber (kein Thermometer). Ich habe 3 Tage im Bett gelegen, bin nur kurz raus um Pizza, Kuchen und Medikamente kaufen. 

Die Medikamente gabs grad nebenan im Spital. Dort sitzt eine herrlich unfreundliche Auskunft "Drug Store? ... go over there" blaffte sie mich an mit einer wegwerfender Handbewegung und zwei wunderbar liebenswerten Apothekerinnen. Dazwischen ein langer Gang voller Betten mit Kranken drin, die schliefen oder den bröckelnden Putz an den Wänden anstarrten. Ich kam mir vor wie in einem alten russischen Film.

Die beiden Apothekerinnen gaben ihr bestes Englisch (ich auch). Nachdem ich meine Symptome geschildert hatte, gab es sowas wie kurze, harte Debatten auf tschechisch zwischenden beiden, die wirkten, als berieten sie darüber, ob es nicht gescheiter und barmherziger wäre, mich zu liquidieren. Ich soll sitzen und warten, sagten sie, und verschwanden zwischen den Schränken und Regalen. Es dauerte alles eine Weile und irgendwo hörte ich wie Gewehre durchgeladen wurden und mir wurde doch etwas seltsam zumute. Aber wie gesagt, ich hatte Fieber.

Dann kamen sie lächelnd zurück und sagten"moisture" und gaben mir kleine Lutschtabletten und "gargle" mit schauspielerischer Untermalung "gggrrrrrrGGrrrr" für eine Gurgellösung mit dem Hinweis "antiseptic". Ausserdem lernte ich, dass Thymian auf tschechisch "Tymián" heisst und dass der Tee blau wird beim ansetzen. Obwohl ich die beiden mochte, war ich doch froh, als mir der frische Wind, der durch das Moldautal streicht, wieder um die Nase wehte.

Das ist das, was ich im Moment zu erzählen habe ... vielleicht gehts morgen noch weiter ... Zeit genug hätte ich ja.

Sonntag, 7. September 2025

kontrastní

Folge Deiner Natur und verschenke Vertrauen.
Schäme Dich nicht für Deine Grosszügigkeit und
tue das Gute und Richtige bei hellem Tageslicht.
Es ist Zeit für ein neues Bild vom Menschen.
Es ist Zeit für einen neuen Realismus.
- Rutger Bregman (Zitat wie erinnert)

Zweifel? 
Es gibt immer Zweifel!
Aber "verzweifeln" ist was ganz anderes.
"Zweifel" steht zu "Laufen" wie "Verzweiflung" zu "Verlaufen"

"Was willst`n da, 12 Tage lang, in Prag" fragte mich die Nachbarin, die meinen Basilikum hütet. Keine schlechte Frage, eigentlich. Aber ihr meine Gründe ausbreiten ... das lassen wir mal lieber. 
Eine neue Stadt ist ein wenig wie eine neue Bekanntschaft. Es kann Liebe (New York) werden oder gegenseitige Akzeptanz (Seattle) oder Antipathie (Frisco) ...

... und wie immer so, macht der Reisende, ähnlich wie in der Liebe, ein ziemliches Auf und Ab der Gefühle mit. 

Das AUF und das AB bekam dieser Reisende am Morgen in voller Breitseite.
Ich wollte eigentlich nur in die Bankys-Austellung, dafür muss man einfach vom Hotel aus nur eine Strasse etwa 700m weit nach Süden gehen.
Unterwegs in der Pariser Strasse steht ein Kapitalisten-Kackladen neben dem anderen und Tussies in rosa FlauschiJäckchen und ebensolchen Pantöffelchen tragen hier ihre kleinen Köterchen zum kacken auf dem Bürgersteig herum.

Alle ...

3 Fotos innerhalb von


2 Minuten gemacht


Dann im Banksy Museum (ich bin nicht so sicher, ob Banksy in ein Museum gehört) kam die Gegenstömung. Die selbe Stadt, die selbe Strasse aber zwei Perspektiven ... nein!! zwei Dimensionen ... der Betrachtung der Welt und unseres Bildes von uns selber und unserer Zukunft.


Auf den Shirt steht: "Destroy Capitalism"








Das ist mein eigener selbstgemachter "Banksy"
Eins seiner Bilder ist, rechts und links, durch Treppe und Bildrand beschnitten,
sodass nur noch das Wort "LOVE" in roter Schrift erkennbar ist.
Die "Himmelsleiter" zur Liebe aber ist, mit einer ebenfalls roten Kordel, versperrt.


WAS ABER, FRAGT SICH VIELLEICHT JEMAND, 
HAT DAS ALLES MIT DEM ZITAT, OBEN, VON BREGMAN ZU TUN?

Na! hat er ja gesagt:
"Es ist Zeit für ein neues Bild vom Menschen.
Es ist Zeit für einen neuen Realismus."






Samstag, 6. September 2025

nadměrná turistika

Dobré ráno, Praho - Guten Morgen, Prag






























Hab am Morgen auf der Moldau Kaffee getrunken.
Schön ist's auf diesem friedlichen Fluss.
"Ja, auf!" es war ein Restaurantschiff, dass eigentlich noch geschlossen hatte.
Zwei Kellner standen draußen, ich fragte sie, wann sie sie öffnen und wir kamen in plaudern. 
Als ich erzählte, dass mein Grossvater aus der Nähe von Prag kam, sagte einer: "Come, let's have a coffee for your grandpa." ... es gab sogar ein Stück Kuchen dazu und ich war dann ganz allein auf dem Achterdeck, denn die beiden hatten ihren Kaffee recht runtergekübelt, weil die Arbeit rief. 
Nette Leute das!!

Bis zu meinem Lieblingscafé wars von da aus nur eine Station mit der Straßenbahn und ein kleiner Fussweg durch die dicht gedränkten Menschen.

Im Kafe Damu
Draussen latschen die Massen des Massentourismus vor den Fenstern entlang.
Wir sitzen zu zweit im grossen TheaterCafé, das etwa 80 Plätze hat.
Die Mädels hinterm Tresen haben die gläserne Eingangstürer nicht ganz aufgemacht und ein ziemlich kleines Schild "open" reinhängen* ... so leitet man die Ströme aus Kappsköpfen vorbei.
Jetzt sitzen sie die meiste Zeit rum, töckeln auf ihren SmartPhones und stehen nur mit rollenden Augen auf, wenn doch jemand reinkommt.
Clevere Mädels das!

Overtourism
Ich weiss, dass "Overtourism" grade ein Hype ist.
Aber hier ist es so dermassen massiv, so einschränkend, dass die Einheimischen aggressiv werden.
Heute bremste ein PKW kurz vor einer, vermutlich chinesischen Gruppe, scharf und hupte lange und erkennbar wütend. 
Die Gruppe war auf einem Zebrastreifen ohne Ampel und alle gingen schön ordentlich hintereinander, wie die jungen Entchen. So dauert es bei einer grossen Reisegruppe natürlich eine gefühlte Ewigkeit bis alle rüber waren. Wie lange geht das noch bis ein Autofahrer mal völlig durchdreht?

Seit dem Morgen schon denke ich immer wieder über einen praktikablen Weg nach, den Overtourism zu stoppen. Wie macht man das, wenn nur begrenzte Kapazitäten für eine übergrosse Nachfrage zur Verfügung stehen?

Zwischen zwei Kaffee Lungo hab ich recherchiert, was andere Städte so machen:

A. Tickets mit Obergrenze
B. No-To-Go-Listen https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbertourismus
C. Bettenobergrenze, Bettenstopp
D. Verbot von Kurzzeitvermietungen (AirBnB)
E. Kontingente für Reisebusse und Kreuzfahrtschiffe
F. Begrenzte Bewerbung in English, Chinesisch etc.
G. Rurale / regionale Orte stärken und mit einbeziehen

Manches mag funktionieren, Manches geht ev. nach hinten los oder verpufft.
ABER die Städte und ihre Bewohner:innen sind nicht wehrlos.
Ernstes Thema das!!

Freitag, 5. September 2025

Tramvaj č. 17


 2013 erzählte mir der Coiffeur in Livingston, im wunderbaren Montana, dass, in jenem Sommer, eine Gruppe von Prager Oberstufen-Mädels zum Schülerinnenaustausch in die kleine Stadt gekommen war.

Offenbar waren die Girls so entzückend, dass eine Gravitationswelle durch die Gemeinde lief. Diese und jene Beziehung ging in die Brüche und es gab sogar eine Schiesserei zwischen zwei Jungs, die sich für das selbe Mädel begeisterten.

Dieser alte Mann kann solche Zerwürfnisse aufgrund einer gewissen gesetzten Gelassenheit zwar nicht mehr so in Gänze emphatisch nachvollziehen, aber schön! .... schön sind sie die Prager Mädels ... das ist richtig.

Eigentlich aber, hatte ich gedacht, ich schreibe was über Strassenbahnen.

"de halt!"*

Spät in der Nacht bemerkte ich, dass es unter meinem Waschbecken unentwegt tropfte und sich ein Tümpel gebildet hatte, auf dem Fussboden, in dem ich jetzt mitten drin stand. Ich also Hose an und runter zum Nachtportier, der, auf meine Meldung hin, wohl die tschechische Version von "de halt" von sich gab, aber, nach einem bösen Blick von mir, versprach, den Klempner am Morgen zu bestellen.

Während wir redeten sah ich einen Prospekt von einem im dekonstruktivistischen Stil gebauten Haus hinter ihm. Also fragte ich ihn wie ich da hin käme. Es war immer noch ca. 23:30 und so knallte er mir den Prospekt auf den Tresen und sagte: "Seventeen" und machte eine Handbewegung etwa nach Süden.

"17" ist die Strassenbahnlinie ... ja, wir sind im Thema angekommen. Sie brachte mich zum Staatstheater, das auf einer eigenen Insel liegt und anschliessend zu dem Haus. So begann ich zu fotografieren wie all die Anderen Touris, bis es peinlich wurde und rannte davon, weil der Drang nach Kaffee gross wurde und der nach meinem Café.

Strassenbahn ist echt cool, wenn man sich in einer Stadt nicht auskennt. Man kann den SchienenVerlauf, und die Haltestellen im Netzfahrplan, Google Earth und/oder OpenStreetMap angucken. Falls man doch mal zu weit fährt, steigt man aus, geht über die Strasse (o.ä.) und steigt in die entgegenkommende (alle 5 Minuten) Bahn wieder ein.

Als ich im Café ankam, stand da nicht das BarMädel, mit der sich inzwischen ein guter Draht installiert hatte, sondern ein Typ, der aussah, als hätte er zwei Dobermänner gefrühstückt. Auch schien mir der junge Mann nicht ganz "à jour" zu sein. "Kommt vielleicht vom Hundfleisch" dachte ich und grinste. Der Arme dachte wohl, ich lächle ihn an und ist nun schon schon den ganzen Morgen richtig freundlich zu mir. Ich bin sooo kurz davor mit den Fingern zu schnipsen, für den nächsten Kaffee.

O.K. ... ich versuche jetzt nicht wieder auf das Thema "Strassenbahn" zurück zu kommen.

Es gibt jetzt noch ein paar Bildchen und es ist Mittag und, trotz Kuchenkonsums, hab ich Hunger und eine Theatergruppe macht sich breit hier, mit einem Bühnenmodell und der Bühnenbildner steht daneben und sagt zum 50. Mal "zadny problém" und grinst sich eins ... Bühnenbildner eben, hä!?

Ausdruck einer, ein wenig gleichgültig - resignierten Haltung auf Schweizerdeutsch. 

test
Theatergruppe mit Bühnenmodell, r. Bühnenbildner




















Haus an der Moldau im dekonstruktivistischen Stil

Mein "Blogging Table" im Café


Donnerstag, 4. September 2025

trávit čas (rumhängen)

 HOW TO FIND A  COOL CAFÉ in a strange city


Seit vielen Jahren tingele ich umher, habe 2001 mein Leben in Deutschland über Bord geworfen und in der Schweiz neu angefangen.

Neuer Job, neue Ausbildungen, neuer Beruf, neue Freund:innen, neuer Dialekt …. und in den 10ern des JH war ich in 3 Etappen fast ein Jahr unterwegs um die Welt..


Immer und überall brauchte ich, neben einem Schlafplatz, auch einen Ort, an dem ich meine Tage verbringen mochte.


Nun ist es halt mal so, dass ich Cafés liebe.

Da kann ich, so lang ich mag, sitzen, schreiben und Leute angucken, mit den Barmädels Faxen machen, es ist immer Futter und Kafi in der Nähe und … last not least … Free WiFi 


Aber wie findet man ein cooles Café?


Erstmal herrscht Verwirrung, klar.

Touristenmassen, fremde Sprachen ,fremde Zeichen, Reklame für jeden Rubbish.


So gibts nur eins: 

BLEIB SO COOL, WIE DAS CAFÉ, DAS DU SUCHST … und dann:


  1. Suche im Internet nicht einfach nach “Café", sondern gib z.B. “Theater-” “Kino-” “Studenten-” … “Café” ein.

  2. Schaue in die Seitenstrassen

  3. Gehe jungen Leuten nach, die gut drauf sind und Klamotten tragen, die Du (bzw. Deine Freundinnen) in ihrem Alter auch getragen hättest ( … keine Anzüge oder Hosenanzüge oder Bravi-Kleidchen oder StöckelPömpsen)

  4. stay curious and adventurous

  5. Wenn Du etwas gefunden hast, aber nicht sicher bist: 

oft macht`s ‘clic’ im Kopf und Du weisst: das passt.

  1. Falls der ‘clic’ nicht passiert, schau das Personal an: 

gestresst oder eher bei sich

gelangweilt oder gleichmütig

verbittert oder lebensfroh

arrogant oder angemessen ernsthaft

  1. Is der Laden einigermaßen sauber ? 

  2. Hintergrund-Musik … ? passt sie zu Dir?

  3. Gäste: sind das Leute, mit denen Du es aushältst?

  4. Wenn aber, auf den 1. Blick, 🌺DAS genau DEIN Café ist💖
    dann vergiss die letzten 9 Punkte


So, das war’s für` Erste, mal wieder, aus Prag und meinem 2. liebsten Café “Kafe64” … ein wenig mehr nobel als “Kafe Damu” aber voll entspannt, mit kuscheligen Sofa`s, prima Klimaanlage (ja es ist 28° hier) einem leicht zu sehr bemühtem Team und Ruhe vor dem vermaledeiten Overtourism.


Morgen - so alle guten Geister mitspielen - erzähle ich Euch vielleicht was über Straßenbahnen.









Mittwoch, 3. September 2025

ARRIVING

Angekommen in Prag, vorgestern … tatsächlich erst vorgestern?!!

Diese Stadt mit der Moldau, die sie fast umarmt.


Diese Stadt mit einer entspannten Mischung aus 

  • K.u.K. Monarchie

  • verblassendem Ostblockcharme

  • hippen Aufbruch

  • 80er bis 20er Mode

  • ein wenig italienische Gelassenheit

und Europa mit Herz


Dabei begann am Airport von Prag alles in Hektik.

Ich wollte nur ein Taxi in die Stadt.

Als ich eines auswählte, winkte der Fahrer ab und von hinten laberte mich ein Idiot an.

Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass ich ziemlich heftig werden kann, wenn nötig.

Dem Fahrer machte ich ein wegwerfendes Zeichen und dem Typ, der mich in beschissenem Englisch volltextete, gab ich ein gepflegtes “Fuck Off”.


Also wieder rein in den Flughafen, zur Touri Info.

Siehe da, ein Mensch!


Er erzählte:

Es gibt nur noch UBER Taxis hier.

Um so eines zu benutzen, muss man ein Ticket an einer Maschine ziehen.

Die Maschine will aber ausser Geld auch noch eMailAdresse und Telefonnummer haben.

Hääää?? geht's noch !!??


Er fragte mich, wieso ich ein Taxi wolle und wie alt ich sei.

Es stellte sich raus, dass man super easy mit Bus und Metro in die Stadt kommt und

DAS BESTE … ab dem 65. Lebensjahr kostet das keinen roten Heller.

Gelebter Sozialismus, Freunde!!


Die Stadt hat mich sofort gefressen.

Es war spät am Abend und die Sonne ging unter. Die alten Fassaden waren golden, die Strassen breit und offen und die Gassen eng wie im Mittelalter.

Ich verlief mich auf dem Weg von der Metro-Station zum Hotel, aber das störte mich nicht, ich war angekommen in etwas Europäischen, das ich bisher, in dieser Weise, noch nicht kannte.


Ich dachte an meinen Grossvater und “sah” ihn, als Knaben, in der Kleidung des beginnenden 20. JH mit seinen Freunden durch die Gassen flitzen.


Ich brauche selten mehr als einen Tag, um mich in einer Stadt daheim zu fühlen.

In Prag dauerte es nur ein paar Stunden. Am Morgen um 9:00 machte ich mich auf die Suche nach einem Café, in dem ich sein mochte.
Um 11:30 "Tadaaaa": … Kafe Damu Karlova 26, 110 00 Staré Město


Ich bin “zuhause” und es geht mir gut.


Aber letztlich darf man nicht verschweigen, dass Prag, wie alle anderen alten europäischen Städte, ja, vielleicht wie alle Städte dieser Welt, von parasitären Pilzen befallen ist.

Massentourismus und Autoverkehr scheinen auf den ersten Blick der Stadt zu dienen.

Einfacher Transport von A>B und Geld, dass in die Kassen gespült wird.
Nur ist es so, wenn es zuviel Futter gibt und das Leben bequem ist, für einen Organismus, dann wird er fett und stirbt an Angina Pectoris.


Die “Verkalkung” der "Blutgefäße" ist hier offensichtlich, sie sind verstopft von Autos und eingezwängt zwischen jahrhundertealten Häusern.
Die Verkalkung der Herzen erkennt man zuerst in den Gesichtern der Security-Männer an den Eingängen zu den NobelBoutiquen in der Pariser Strasse.
Tote Visagen über leblos, muskelbepackte Körpern und alle sehen gleich aus.


Letztlich wird die Stadt von diesen Schmarotzern zuerst ausgehöhlt und dann gefressen.


Die Bewohnerinnen gehen weg hier, wegen der hohen Mieten, der Menschenmassen des Overtourism, der Abgase und weil sie niemanden mehr kennen, in der Nachbarschaft.

Wo früher der Bäcker war, ist nun die “Danish Bakery” mit Preisen, die sich die normalen Städter nicht leisten können oder, viel schlimmer noch, einem Nagelstudio, in dem sich die Touristinnen den letzten Schliff holen für die Nacht.

In den Geschäften arbeiten fast keine Tschech:innen mehr, die sind schon lange gegangen.

Was zurück bleibt ist die seelenlose Hülle eines Gemeinwesens.


Zum Schluss sind hier vielleicht(!) hauptsächlich ein paar Amphetaminabhängige, Andenkenläden und reichen Anwälte als “Einheimische” zuhause, die jeder auf seine Art versucht den den Verbliebenen etwas abzupressen … egal wie …


Dunkle Gedanken, nicht wahr?!

Das alles gilt mal für die Altstadt.

Morgen traue ich mich mal in einen anderen Stadtteil … bisher hab ich mich nicht über die Karlsbrücke getraut, sie erinnert mich zu sehr an die Kapellbrücke daheim.


Dann aber wieder, im Café jungen Leute, Schreiberlinge, Student:innen, Mamas & Papas mit Babys und dann denke ich, dass es noch eine Chance gibt wenn ein paar helle Köpfe dazwischen sind, die lernen “NEIN” zu sagen, wenn das große Geld lockt.

Die nächste und übernächste Generation wird anders denken als wir, sie werden anders denken müssen, um zu überleben, denn so geht's ganz sicher nicht weiter, das wissen wir alle.


Samstag, 26. Juli 2025

VORWORT


Vor langer Zeit machten sich drei Schwestern aus St. Petersburg auf den Weg nach Westen, um dort ein Auskommen zu finden. 
Etwa zur selben Zeit packten drei Brüder in Zwolle ihre Sachen zusammen, um im Osten Arbeit zu suchen.

Wie das Schicksal es wollte, strandeten alle sechs, gesund und munter, irgendwo, ungefähr in der Mitte, zwischen ihren beiden Heimatstädten, verdingten sich dort als Mägde und Stallburschen, Köchinnen und Zimmergesellen.
Auf einem Dorffest trafen sie alle aufeinander, tanzten, tranken und lachten miteinander und taten das, was junge Menschen halt so tun.
Jeder der drei Männer aus Zwolle heiratete eine der drei Schwestern aus St. Petersburg und alle bekamen Kinder.

Eines dieser Kinder war meine grossartige Großmutter. 
Sie heiratete später einen Mann, der aus der Nähe von Prag kam, um Arbeit zu finden und mein Grossvater zu werden.
Ich liebte meinen Grossvater sehr, er starb als ich 6 Jahre alt war. 

Am 1. September reise ich nach Prag.

Nicht um zu arbeiten, nicht um … tja … das weiss ich auch noch nicht genau - warum.
Wir werden sehen.

Wie immer so, auf meinen Reisen, werde ich vermutlich schreiben … findet Euch damit ab.