Diese Stadt mit der Moldau, die sie fast umarmt.
Diese Stadt mit einer entspannten Mischung aus
und Europa mit Herz
Dabei begann am Airport von Prag alles in Hektik.
Ich wollte nur ein Taxi in die Stadt.
Als ich eines auswählte, winkte der Fahrer ab und von hinten laberte mich ein Idiot an.
Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass ich ziemlich heftig werden kann, wenn nötig.
Dem Fahrer machte ich ein wegwerfendes Zeichen und dem Typ, der mich in beschissenem Englisch volltextete, gab ich ein gepflegtes “Fuck Off”.
Also wieder rein in den Flughafen, zur Touri Info.
Siehe da, ein Mensch!
Er erzählte:
Es gibt nur noch UBER Taxis hier.
Um so eines zu benutzen, muss man ein Ticket an einer Maschine ziehen.
Die Maschine will aber ausser Geld auch noch eMailAdresse und Telefonnummer haben.
Hääää?? geht's noch !!??
Er fragte mich, wieso ich ein Taxi wolle und wie alt ich sei.
Es stellte sich raus, dass man super easy mit Bus und Metro in die Stadt kommt und
DAS BESTE … ab dem 65. Lebensjahr kostet das keinen roten Heller.
Gelebter Sozialismus, Freunde!!
Die Stadt hat mich sofort gefressen.
Es war spät am Abend und die Sonne ging unter. Die alten Fassaden waren golden, die Strassen breit und offen und die Gassen eng wie im Mittelalter.
Ich verlief mich auf dem Weg von der Metro-Station zum Hotel, aber das störte mich nicht, ich war angekommen in etwas Europäischen, das ich bisher, in dieser Weise, noch nicht kannte.
Ich dachte an meinen Grossvater und “sah” ihn, als Knaben, in der Kleidung des beginnenden 20. JH mit seinen Freunden durch die Gassen flitzen.
Ich brauche selten mehr als einen Tag, um mich in einer Stadt daheim zu fühlen.
In Prag dauerte es nur ein paar Stunden. Am Morgen um 9:00 machte ich mich auf die Suche nach einem Café, in dem ich sein mochte.
Um 11:30 "Tadaaaa": … Kafe Damu Karlova 26, 110 00 Staré Město
Ich bin “zuhause” und es geht mir gut.
Aber letztlich darf man nicht verschweigen, dass Prag, wie alle anderen alten europäischen Städte, ja, vielleicht wie alle Städte dieser Welt, von parasitären Pilzen befallen ist.
Massentourismus und Autoverkehr scheinen auf den ersten Blick der Stadt zu dienen.
Einfacher Transport von A>B und Geld, dass in die Kassen gespült wird.
Nur ist es so, wenn es zuviel Futter gibt und das Leben bequem ist, für einen Organismus, dann wird er fett und stirbt an Angina Pectoris.
Die “Verkalkung” der "Blutgefäße" ist hier offensichtlich, sie sind verstopft von Autos und eingezwängt zwischen jahrhundertealten Häusern.
Die Verkalkung der Herzen erkennt man zuerst in den Gesichtern der Security-Männer an den Eingängen zu den NobelBoutiquen in der Pariser Strasse.
Tote Visagen über leblos, muskelbepackte Körpern und alle sehen gleich aus.
Letztlich wird die Stadt von diesen Schmarotzern zuerst ausgehöhlt und dann gefressen.
Die Bewohnerinnen gehen weg hier, wegen der hohen Mieten, der Menschenmassen des Overtourism, der Abgase und weil sie niemanden mehr kennen, in der Nachbarschaft.
Wo früher der Bäcker war, ist nun die “Danish Bakery” mit Preisen, die sich die normalen Städter nicht leisten können oder, viel schlimmer noch, einem Nagelstudio, in dem sich die Touristinnen den letzten Schliff holen für die Nacht.
In den Geschäften arbeiten fast keine Tschech:innen mehr, die sind schon lange gegangen.
Was zurück bleibt ist die seelenlose Hülle eines Gemeinwesens.
Zum Schluss sind hier vielleicht(!) hauptsächlich ein paar Amphetaminabhängige, Andenkenläden und reichen Anwälte als “Einheimische” zuhause, die jeder auf seine Art versucht den den Verbliebenen etwas abzupressen … egal wie …
Dunkle Gedanken, nicht wahr?!
Das alles gilt mal für die Altstadt.
Morgen traue ich mich mal in einen anderen Stadtteil … bisher hab ich mich nicht über die Karlsbrücke getraut, sie erinnert mich zu sehr an die Kapellbrücke daheim.
Dann aber wieder, im Café jungen Leute, Schreiberlinge, Student:innen, Mamas & Papas mit Babys und dann denke ich, dass es noch eine Chance gibt wenn ein paar helle Köpfe dazwischen sind, die lernen “NEIN” zu sagen, wenn das große Geld lockt.
Die nächste und übernächste Generation wird anders denken als wir, sie werden anders denken müssen, um zu überleben, denn so geht's ganz sicher nicht weiter, das wissen wir alle.